Eine Stadt besteht nicht aus Häusern und Straßen sondern aus Geschichten und Entscheidungen. Die Häuser und Straßen sind der Ausdruck der Biografien, die für ihre Entstehung verantwortlich sind.
Ein Buchprojekt 2007
Aus dem Vorwort:
„Stadtgeschichten“ ist ein vielleicht etwas mehrdeutiger Titel für dieses Buch. Es werden hier keine Geschichten von berühmten Bürgerinnnen und Bürgern erzählt. Dieses Buch ist das Ergebnis von mehreren Monaten Projektarbeit
in Spangenberg. Ziel des Projekts war es, ein Buch zu erstellen, das Menschen aus Spangenberg zeigt. Dabei geht es um die Betrachtung ihrer Beziehungen und Biografien, die in ihrer Summe das Leben in Spangenberg ausmachen. Der Prozess, der zur Entstehung dieses Buches führte, stand dabei im Vordergrund. Es ging darum, Fragen zu stellen und Blickwinkel einzunehmen.
Drei Themenbereiche waren dabei besonders
wichtig:
Wir haben gemeinsam mit Spangenberger Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere mit Jugendlichen, Fragen und Methoden entwickelt, mit denen wir uns unserem Thema genähert haben. Es ist dabei eine riesige Menge Material entstanden, das die Neugier und den Spaß widerspiegelt, die kennzeichnend für dieses Projekt waren.
Eine Frage war zum Beispiel, woran man jenseits von Stereotypen wie ‚Islam’ oder Christentum’ verschiedene Kulturen erkennt und wie sie dargestellt werden können. An unterschiedlicher Sprache, an Sprachbiografien werden kulturelle Bezüge sichtbar. Aber auch an Begrüßungsritualen, die vor allem für Jugendliche ein wichtiger Teil ihrer Identitätserprobung sind.
Wichtig war uns zu zeigen, dass es einen leichten, spielerischen Zugang zu diesen Themen geben kann. Einen Zugang, der der vom modernen Lebensalltag geforderten Flexibilität gerecht wird.
Spielorte sind Räume, in denen Kinder soziale Fähigkeiten erproben, und als Erinnerungsbilder prägen sie ein Leben lang. Wie belebend diese Erinnerung sein kann merkt man den Erzählungen der Spangenberinnen und Spangenberger an, deren Kindheit schon viele Jahrzente zurückliegt. Vielleicht haben sie sich doch viel mehr von ihrer kindlichen Kompetenz erhalten, als einem Erwachsenen sonst im Alltag zugestanden wird. Es ist sehr spannend zu sehen, dass die Spielorte von heute auch prägende Erinnerungsorte von morgen sein werden. Die Fähigkeit eines Menschen im sprachlichen Bereich zum Beispiel kann mit Blick auf die Deutschkenntnisse als defizitär beurteilt werden und gleichzeitig im Hinblick auf seine
Mehrsprachigkeit als Reichtum. Vielfältige, unterschiedliche Kompetenzen als Reichtum von Spangenberg darzustellen war ein Ziel dieses Projekts und kann vielleicht einen Weg für das weitere Zusammenleben der Kulturen in Spangenberg aufzeigen. Die Fotokette soll Orte zeigen in ihrer Bedeutung
für Menschen, die heute in Spangenberg leben. Auch hier wollen wir vor allemden Blick auf Spangenberg zeigen. Es ist dabei ein schönes kleines Fotoalbum herausgekommen. Ein Album, das vor allem den Blick der mittleren Generation auf Spangenberg zeigt.
Insgesamt haben junge, mittlere und alte Menschen aus Spangenberg mitgeholfen, ein Lese- und Bilderbuch über ihre Stadt entstehen zu lassen. Das Buch zeigt, dass es Menschen, ihre Erfahrungen und biografischen Wege sind, die eine Stadt zu dem machen, was sie ist.
Das Projekt „Stadtgeschichten Spangenberg“ wurde gefördert durch das Programm „LOS - Lokales Kapital für soziale Zwecke“. LOS ist ein Modellprogramm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert wird.
Gemeinsam realisiert mit Daniela Ritter